André Gide
André Paul Guillaume Gide (* 22. November 1869 in Paris; † 19. Februar 1951 ebd.) war ein französischer Schriftsteller und der siebte aus Frankreich stammende Nobelpreisträger (1947) für Literatur.
Gide wuchs in Paris als einziges Kind einer wohlhabenden calvinistischen Familie auf. Der Vater war Professor der Rechtswissenschaft und stammte aus der mittleren Bourgeoisie der südfranzösischen Kleinstadt Uzès, die Mutter aus der Großbourgeoisie von Rouen. Mit knapp elf Jahren verlor Gide seinen Vater. Zwar trat dadurch keinerlei Notlage ein, doch war er nun ganz der puritanischen Erziehung seiner Mutter unterworfen.
Ab 1932, im Rahmen der wachsenden politischen Polarisierung zwischen links und rechts in Frankreich und ganz Europa, engagierte Gide sich zunehmend auf Seiten der französischen kommunistischen Partei (PCF) und antifaschistischer Organisationen. So reiste er z. B. 1934 nach Berlin, um dort die Freilassung kommunistischer Regimegegner zu verlangen. 1935 leitete er einen Kongress antifaschistischer Schriftsteller. Auch mäßigte er – zumindest theoretisch – seinen bis dahin vertretenen kompromisslosen Individualismus zugunsten einer Position, die die Rechte des Ganzen und der Anderen vor die des Einzelnen setzt.
Im Sommer 1936 reiste er auf Einladung der sowjetischen Regierung bzw. Artemi Chalatows mit einer Gruppe von Autoren mehrere Monate durch die UdSSR. Seine Enttäuschung beim Blick hinter die Kulissen der kommunistischen Diktatur war jedoch groß. Seine Eindrücke von dieser Reise schilderte er in dem vorsichtig-kritischen Bericht Retour de l’U.R.S.S.(„Zurück aus der Sowjetunion“). Als trotz seiner Zurückhaltung viele Kommunisten ihn attackierten und ihm vorwarfen, er unterstütze mit seiner Kritik indirekt Hitler, ging Gide vollends auf Distanz zur Partei.
In seinen letzten Jahren konnte er noch seinen Ruhm genießen mit Einladungen zu Vorträgen, Ehrendoktorwürden, der Verleihung des Nobelpreises 1947, Interviews, Filmen zu seiner Person u. ä. m. Die Begründung für den Nobelpreis lautet: „für seine weit umfassende und künstlerisch bedeutungsvolle Verfasserschaft, in der Fragen und Verhältnisse der Menschheit mit unerschrockener Wahrheitsliebe und psychologischem Scharfsinn dargestellt werden“.