Frederick Marryat

Frederick Marryat
Frederick Marryat (* 10. Juli 1792 in London; † 2. August 1848 in Langham, Norfolk) war ein englischer Marineoffizier und Schriftsteller. Frederick Marryat wurde in London als zweiter Sohn von Joseph Marryat, von Beruf Kaufmann, Mitglied des britischen Unterhauses sowie Kolonialbeauftragter für die Insel Grenada, und dessen deutscher Ehefrau Charlotte geb. von Geyer geboren. Am Schulleben an Mr. Freeman’s Academy in Ponders End in seinem Geburtsort fand er wenig Gefallen und riss zweimal aus, um seinen sehnlichsten Wunsch zu verwirklichen und zur See zu gehen. Als Parlamentsmitglied der Tories konnte sein Vater seinen Einfluss geltend machen, um dem 14jährigen einen Platz als freiwilligem Seekadetten auf der Fregatte Impérieuse von Kapitän Lord Cochrane zu sichern, ein Schiff, das ihn in späterer Zeit zu zahlreichen Seegeschichten inspirierte. Cochrane diente auch als Vorbild für die literarische Figur des Horatio Hornblower in Cecil Scott Foresters Romanen sowie für Patrick O'Brians Jack Aubrey seiner Aubrey-Maturin-Serie. 1811 rettete Marryat einen über Bord gefallen Seemann vor der Küste der Gironde vor dem Ertrinken. Dies brachte ihm eine Empfehlung von Lord Cochrane ein [1]. Sein Mut und Menschlichkeit wurden in einer Reihe von Zeugnissen aus dieser Zeit aufgenommen, und brachte ihm eine Medaille von der Royal Humane Society ein [2][1]. Nach Dienst auf weiteren Schiffen und der Teilnahme am Britisch-Amerikanischen Krieg (1812–1814) wurde er im Oktober 1812 für den Rang eines Leutnants vorgesehen, doch verzögerte sich die Beförderung bis zum 26. Dezember, weil er nicht „nach den Regeln der anglikanischen Kirche von England" getauft war. Zwischen 1813 und 1815 zeigte Marryat erste Anzeichen von Bluthusten, möglicherweise verursacht durch die Rettungstat 1811. Mit Ende der Kriege gegen Napoleon wurde Marryat 1815 zum Fregattenkapitän (Commander) befördert. Daneben widmete er sich wissenschaftlichen Studien, entwickelte u.a. 1817 den Marryat-Signalcode für die Handelsschifffahrt und 1820 ein Rettungsboot, für dessen Entwurf er eine Goldmedaille der Royal Humane Society errang. Das Prinzip und die Ausführung des Bootes sind ausführlicher beschrieben in Dodsley’s Annual Register Band 62 von 1820 auf Seite 1372.[3] Er wurde Mitglied der Royal Society und heiratete 1819 Catherine Shairp, Tochter des britischen Konsuls Sir Stephen Shairp, mit der er vier Söhne und sieben Töchter zeugte. Nach 1820 befehligte er die Sloop Beaver und zeitweise die Rosario, mit der er die Nachricht vom am 5. Mai 1821 auf St. Helena verstorbenen Ex-Kaiser Napoleon Bonaparte nach Europa brachte. Marryat fertigte unmittelbar nach Napoleons Tod eine Skizze des Leichnams an, die erhalten geblieben und im Londoner National Maritime Museum ausgestellt ist. 1823 wurde Marryat Befehlshaber der Korvette Larne, nahm an der Expedition gegen Burma im Ersten Anglo-Burmesischen Krieg teil, übernahm die Fregatte Tees und wurde damit zum Kapitän zur See (Post-Captain) ernannt. 1826 erfolgte die Rückkehr nach England. Mit der Fregatte Ariadne wurde er 1829 zur Erkundung von Untiefen um Madeira und den Kanarischen Inseln ausgesandt. Nach diesem wenig inspirierenden Auftrag nahm er 1830 seinen Abschied und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Nachdem er zuvor noch auf See den autobiografischen Roman „The Naval Officer“ (1829) verfasst hatte, entstanden in den nächsten Jahren in rascher Folge weitere Bücher, von denen „Peter Simple“ (1834) und „Mr Midshipman Easy“ (1836) seine bekanntesten wurden. Von 1832 bis 1835 leitete er außerdem die Zeitschrift Metropolitan Magazine, in dem mehrere seiner Romane im Vorabdruck erschienen. 1836 lebte er für ein Jahr in Brüssel und reiste danach nach Kanada und in die USA. Seine Eindrücke von Land und Leuten schildert er in seinem „Diary in America“ (1839). 1839 kehrte er nach London zurück und knüpfte Verbindungen mit Schriftstellern wie Charles Dickens, Clarkson Stanfield und Samuel Rogers. Seinen zahlreichen Seeromanen, die mehrfach ins Deutsche übersetzt wurden, wurde zwar eine "treue Auffassung des Lebens" und eine "gewandte Darstellung" attestiert, andererseits aber auch Marryats rasche Produktionsweise kritisiert. Das zusätzlich in ihnen enthaltene humoristische Element erinnert an Tobias Smollett. Als das deutsche zeitgenössische Gegenstück zu Marryat wird oft Heinrich Smidt angesehen. In den 1840er Jahren orientierte Marryat sich zunehmend am literarischen Markt, wandte sich an ein jugendliches Publikum und verfasste u.a. vier Robinsonaden, von denen „Masterman Ready, or the Wreck of the Pacific“ (dt. Übersetzung: „Sigismund Rüstig“), 1841, im deutschen Sprachraum zur beliebtesten wurde. Dieses Werk, beeinflusst von Johann David Wyss Roman „Die Schweizer Familie Robinson“, wird auch von Otto Ernst in seinem Roman „Asmus Sempers Jugendland“ lobend erwähnt. „Settlers in Canada“ wiederum weist Einflüsse von James Fenimore Cooper auf. Der letzte Roman „The Little Savage“, eine Robinsonade um einen Jungen und einen schurkischen Seemann, wurde von seinem Sohn Frank S. Marryat zu Ende geführt. Zu Marryats Bewunderern zählen Schriftsteller wie Joseph Conrad und Ernest Hemingway. Auch Cecil Scott Forester und Patrick O'Brian profitierten in ihrer literarischen Produktion von ihm.

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