Francis Bacon
Francis Bacon (Baron Baco von Verulam; lat.: Baco oder Baconus de Verulamio; * 22. Januar 1561 in London; † 9. April 1626 in Highgate) war ein englischer Philosoph, Staatsmann und als Wissenschaftler Wegbereiter des Empirismus.
Francis Bacon war der jüngere der zwei Söhne aus der zweiten Ehe von Sir Nicholas Bacon (1509–1579), Lord Keeper of the Great Seal unter Elisabeth I., und Anne Cooke Bacon, deren Schwester mit Lord Burghley verheiratet war. Lady Anne war außerordentlich gebildet, perfekt im Lateinischen und Griechischen sowie in den neueren Sprachen Französisch und Italienisch hatte sie einen großen Einfluss auf ihre Söhne, die zunächst im Hause erzogen wurden. Aus der ersten Ehe von Nicholas Bacon gingen drei Söhne hervor.
Im Alter von 13 Jahren kam er aufs Trinity College, Cambridge, wo er mit seinem älteren Bruder Anthony Bacon (1558–1601) lebte. Möglicherweise stammt schon aus dieser Zeit seine Abneigung gegen „fruchtlose“ aristotelische Philosophie.
1576 wurden die Brüder Bacon bei der societas magistrorum (d. h. Lehrkörper) von Gray’s Inn (einer der vier Juristenschulen in London) aufgenommen. Wenige Monate später gingen sie ins Ausland zu Sir Amias Paulet, dem englischen Botschafter in Paris. Die turbulente Lage Frankreichs Regierung und Gesellschaft zur Zeit der Regentschaft von Heinrich III. bot Francis Bacon wertvolles politisches Anschauungsmaterial.
Im Februar 1579 machte der plötzliche Tod des Vaters die Rückkehr nach England notwendig. Sir Nicholas hatte nicht mehr für die finanzielle Absicherung seines Jüngsten sorgen können. Es wurde notwendig, einen Beruf zu ergreifen, und Bacon nahm noch 1579 sein Studium der Juristerei an den Inns of Court (Gray’s Inn) wieder auf. 1582 ließ er sich als Anwalt (speziell: Barrister) nieder. Die folgenden drei Jahrzehnte sind gekennzeichnet von einer beeindruckenden Karriere Bacons als Starjurist und Politiker.
Francis Bacon wurde 1584 Mitglied des House of Commons (bis 1614). Sein Widerspruch gegen die kurze Zahlungsfrist von drei Jahren für dreifache Subsidien der Regierung ließ ihn 1593 bei Königin Elisabeth I. in Ungnade fallen. Schon zu Beginn der 90er Jahre hatte er im Earl of Essex einen Patron gefunden, dem er als politischer Berater diente. Alle Versuche Bacons, die Gunst der Königin zurück zu gewinnen ebenso wie Essex' Interventionen zu seinen Gunsten scheiterten. Bacon riet Essex ab, das Kommando des Feldzugs gegen die aufständischen Iren zu unternehmen, doch der Earl ging seinen eigenen Weg. Sein Misserfolg in Irland ließ ihn in Ungnade fallen, doch reizten ihn die königliche Verurteilung zum Hausarrest und zum Verlust seines wertvollen Rotweinimport-Monopols zur Rebellion. Bacon konnte nichts mehr für Essex tun und wurde auch noch von der Königin beordert, am Prozess gegen den Earl im Jahre 1601 als "learned counsel" teilzunehmen. Man hat seine Rolle als Ankläger gegen seinen vormaligen Gönner divergent beurteilt. Bacon hatte schon zuvor Essex in einem Brief klar gemacht, dass die Interessen der Königin und des Staates für ihn höher stünden als seine Verpflichtung gegenüber dem Earl. Bacon vertrat die Anklage im Sinne der Königin mit Schärfe, ohne dass er dadurch eines der erstrebten höheren Ämter erlangt hätte.
Unter James I. gelang es ihm, politisch Fuß zu fassen. Im Zuge der Krönungsfeierlichkeiten wurde Bacon 1603 – als einer von 300 Gefolgsleuten – zum Ritter geschlagen, was wohl auf Bitten seines Vetters Robert Cecil erfolgte. Im Jahr 1607 wurde er zum Generalstaatsanwalt (Solicitor General) ernannt, sechs Jahre später stieg er, nach dem Tod seines Vorgängers, zum Generalfiskal (Attorney General) auf. 1617 wurde er Großsiegelbewahrer, 1618 wurde er zum Lordkanzler befördert und Baron Baco von Verulam.
Drei Jahre später – er hatte inzwischen (Januar 1621) den Titel Viscount St. Alban erhalten – wurde er der Bestechlichkeit bezichtigt. Da er sich im Laufe seiner Karriere einige Feinde geschaffen hatte, wurde das Verfahren gegen ihn mit derselben Härte geführt, mit der Bacon selbst gegen andere Personen vorgegangen war. Ursächlich ging es um ungesetzlich erteilte Monopole im Interesse der Krone (siehe Patent). Nach Geständnis und Verurteilung zu einer Geld- und Haftstrafe wurde er vom Hof verbannt. Das Strafmaß, das in dem Ermessen des Königs stand, betrug jedoch nur vier Tage. Die Geldstrafe wurde nie vollstreckt.
Auf dem Familiensitz in Gorhambury nahm er seine – in den 1590er Jahren begonnene – Tätigkeit als philosophischer Schriftsteller wieder auf. Am 9. April 1626 starb er in Highgate (damals nahe London) an den Folgen des einzigen von ihm überlieferten empirischen Versuches: Beim Experiment, ob sich die Haltbarkeit toter Hühnchen durch Ausstopfen mit Schnee verlängern ließe, zog er sich eine Erkältung zu und erlag wenig später einer Lungenentzündung. Er hinterließ Schulden in Höhe von 22 000 £.
Francis Bacon heiratete mit 45 Jahren Alice Barnham (1592–1650), die 14-jährige Tochter eines Londoner Stadtrats und Parlamentsabgeordneten. Davon abgesehen hält sich ein Gerücht über Bacons Homosexualität. John Aubrey zeigte sein Missfallen über Bacons sexuelle Orientierung, und der puritanische Moralist Sir Simonds D'Ewes, der mit Bacon im Parlament saß, erwähnt die Neigung Bacons in seiner Autobiographie. In der Druckfassung von 1845 wurden die entsprechenden Passagen allerdings zensiert.
Francis Bacon wurde bei dem Versuch, den unbekannten, auf dem in der Folger Shakespeare Library in Washington D.C. aufbewahrten sogenannten Ashbourne-Portrait dargestellten Mann zu identifizieren als Modell in Betracht gezogen, jedoch wurde diese unzureichend begründete Hypothese von Experten verworfen.